Der Mann mit den Tausend Gesichtern by Wolf Stefan

Der Mann mit den Tausend Gesichtern by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


9. Mit dem Messer am Bein

„Es war ein Belgier, ein Immobilienmakler aus Brüssel“, antwortete Dietsch. „So ein weizenblonder Typ mit ‘nem häßlichen Muttermal auf der Backe. Er hieß Robert Bineau.“

Wer weiß, ob der noch lebt, dachte Gunter. Und wenn ja - ob er den Schmuck noch hat. Vielleicht hat er ihn seinerseits weiter verhökert, ebenfalls mit Gewinn; und inzwischen hängt die Gerushuny-Kette am Hals einer texanischen Öl-Millionärin und der Blaue Marinak ziert den Nabel einer indischen Großfürstin.

„Leben Sie wohl, Ditsch! Weiterleben müssen Sie sowieso — mit Ihrem schlechten Gewissen. Und wie gesagt: Was Direktor Rais gegen Sie unternimmt, liegt in seiner Hand.“

Er ging hinaus.

In der Diele funzelte immer noch das grünliche Licht. Es rührte her vom dicken grünen Glas einer Wandlampe.

In der Küche schepperten Eiswürfel.

Lorlie Weig oder Weick genehmigte sich den nächsten Drink. Vielleicht ging ihr Dietsch’ schlechte Laune auf den Keks, oder sie wollte ganz allgemein was tun — gegen weiße Mäuse und andere Erscheinungen.

Gunter verließ das Haus, stieg in den Wagen und war sofort einem Hagelschlag neugieriger Fragen ausgesetzt.

Er erzählte.

Tom mahlte Kaugummis mit kräftigem Kiefer.

Locke sagte: „Wußte ich’s doch! Margot ist eine ehrliche Kalbshaut. Also habe ich mein Vertrauen keiner Unwürdigen geschenkt, und das mir angeborene detektivische Gespür behielt wiedermal recht. Aber den Millionen-Behang, ich meine das Geschmeide, können wir auf die Verlustliste setzen. Wie? Das wird die GHV gar nicht lustig finden. Die fährt doch längst darauf ab, daß die Klunkern wieder anrollen, damit sie die Million zurückkriegt und dieselbe in die jährlichen Vergütungen reinpfeifen kann. Liege ich richtig?“

„Du redest schauderhaft“, tadelte Gunter. „Lies mal wieder ein paar Seiten Goethe, damit du raffst, was Muttersprache ist und nicht nur Quassel Nostra (Teenagersprache) anleierst. Im übrigen bist du voll drauf auf dem Knackpunkt. So ist es, nämlich total Sense mit dem Schotter, der Millionen-Asche, meine ich.“

Die beiden lachten lauthals, und Tom hätte beinahe seinen Kaugummi verschluckt.

Gunter sah auf die Uhr.

„Es ist spät, Kids. Und eure Nachtruhe mir heilig. Jetzt geht’s ab in die Heia.“

„Och“, meinte Locke. „Wir haben Ferien. Schlafen können wir in der Schule.“

„Ich bringe euch zu Helga“, sagte Gunter bestimmt. „Du schläfst dort, Töchterlein. Dort bist du sicher vor allen Pollners und Pseudo-Pollners der Welt. Deine künftige Stiefmama wird auf dich achten. Nicki zerreißt jeden Fremden, der sich dir nähert. Und Tom macht Karate-Bruchtests mit dem Gebein unserer Feinde. Stimmt’s, Tom?“

„Mit wem soll ich anfangen?“ nickte der.

Eine halbe Stunde später lieferte Gunter die beiden bei Dr. Helga Conradi, seiner Liebsten, ab.

Nicki, der Boxer-Wolfshund-Mischling, begrüßte die drei mit einem Tanz auf den Hinterläufen. Liebevoll umschloß sein Tigergebiß Lockes Unterarm. Außerdem leckte er ihr so temperamentvoll übers Gesicht, daß der Strohhut in die Diele segelte. Seiner Pfote ging’s wieder besser. Der Hornissenstich schwoll ab. Immerhin befand er sich an der Quelle, der gewaltige Vierbeiner, nämlich im Haushalt der gefragtesten Tierärztin der Stadt. Wenn das nicht half!

Helga saß in ihrem Büro und arbeitete Fachliteratur durch, als die Amateur-Detektive das Haus stürmten.

Locke fiel Helga um den Hals — die beiden verstanden sich glänzend. Tom klapste seiner charmanten Mama auf die



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.